„Dem Kinderschutz eine starke Stimme geben“
Qualifikation ist der Schlüssel zur Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Kinder, so sehen es Annika Wille, pädagogische Mitarbeiterin der Familienbildungsstätte Lüdinghausen, und Benedikt Helmich, kaufmännischer Geschäftsführer des Bildungsforums Coesfeld. Im Gespräch mit den CDU-Abgeordneten Charlotte Quik, Sprecherin der CDU-Fraktion in der Kinderschutzkommission, und Dietmar Panske Vorsitzender des Untersuchungsausschusses Kindesmissbrauch, hoben sie die Bedeutung von Präventionskonzepten hervor.
„Es geht bei institutionellen Schutzkonzepten nicht darum, jemanden exakte Verhaltensvorgaben zu machen, sondern vielmehr darum diejenigen, die tagtäglich mit Kindern arbeiten, für dieses Thema zu sensibilisieren. Wichtig ist das man mögliche Warnsignale schnell erkennt“, erklärte Wille. Aus diesem Grund unterstütze man Kitas oder Familienzentren ganz individuell bei der Erstellung von Präventionskonzepten. „Jede Kita ist anders und deswegen gibt es auch kein Schema F, das man abarbeiten könnte.“
Die Nachfrage nach diesem Angebot der Familienbildungsstätte nehme immer weiter zu, wie Helmich zu berichten wusste. „Wir würden unser Angebot aufgrund der hohen Nachfrage gerne weiter ausbauen, schließlich bekommen wir in letzter Zeit auch vermehrt Anfragen von Schulen. Das Problem liegt dabei weniger im finanziellen Bereich, sondern darin, dass wir zur Zeit kaum qualifiziertes Personal finden.“ In diesem Zusammenhang wurde angemerkt, dass generell Förderprogramme im Verwaltungsaufwand schlanker gestaltet werden sollten wie z.B. im Landesprogramm ElternStart NRW, wo bereits Pauschalen gezahlt werden.
Eine Einschätzung, die Charlotte Quik in ihrer Arbeit in der Kinderschutzkommission schon öfters gehört hat. „Mit dem ersten Kinderschutzgesetz in Deutschland haben wir 2022 in Nordrhein-Westfalen einen ersten wichtigen Meilenstein erreicht und sind seitdem Vorreiter beim Kinderschutz. Mit unserem Kinderschutzgesetz haben wir auch finanziell eine solide Grundlage geschaffen, um die Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder anzugehen.“ Gerade die Gewinnung von Fachkräften sei oft aber eine Bremse. „Wir wissen, um die Schwierigkeiten der Personalgewinnung. Deswegen wollen wir auch, dass zum Beispiel angehende Lehrkräfte oder Erzieher schon während ihrer Ausbildung entsprechend qualifiziert werden.“
Das sei unter anderem auch eine Lehre aus den schrecklichen Missbrauchsfällen von Lügde, Münster und Bergisch Gladbach, hob der der heimische CDU-Abgeordnete und Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Kindesmissbrauch Dietmar Panske hervor. „Bei den Vernehmungen im Untersuchungsausschuss wurde schnell deutlich, dass alle Akteure, von Polizei, über die Mitarbeiter des Jugendamts, des Kinderschutzbundes, bis hin zu den Lehrern und Erziehern, etwas ahnten, aber die berechtigten Sorgen und Verdachtsmomente nicht miteinander ausgetauscht und bewertet wurden. Dieser fehlende Austausch hätte viel Leid verhindern können.“
Mit den Änderungen im Kinderschutzgesetz habe man wichtige Weichenstellungen für eine bessere Vernetzung und einen regelmäßigen Austausch vorgenommen. „Wichtig bleibt, dass schneller reagiert werden kann,“ so Panske weiter. Der Schutz von Kindern vor Missbrauch ist schließlich ein politischer aber auch ein gesellschaftlicher Dauerprozess. Wir dürfen dabei niemals nachlassen und müssen vor allem achtsam im Miteinander sein.“