Christlicher Sozialpolitiker als Vorbild für Einsatz Schwächerer gewürdigt
Menschen Orientierung, Würde und Arbeit zu geben – das waren einige der Ziele des verstorbenen Sozialpolitikers Karl Schiewerling. Daher regt der Stadtverband Coesfeld der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) an den bisherigen von der CDA ausgelobten Sozialpreis weiterzuentwickeln und neu einen „Karl-Schiewerling-Preis“ auszuschreiben.
Damit sollen ehrenamtliche Personen gewürdigt werden, die im sozialen Bereich einen außerordentlichen, vorbildlichen Einsatz für die Gesellschaft zeigten. Der Beschluss soll am 25. November in Nottuln, dem Heimatort von Schiewerling im dortigen Jugendzentrum unter Beteiligung des CDA-Kreisvorstandes erfolgen – also an dem Ort, wo der Sozialpolitiker schon als Ratsmitglied mit Einsatz für die Jugendförderung überzeugte.
Mit dabei sind nach Mitteilung des Coesfelder CDA-Vorsitzenden Valentin Merschhemke auch Mechthild Schiewerling, Witwe des Verstorbenen, sowie Sohn Matthias, der sich politisch aktivieren will. Zunächst werden Annette Mielke, pädagogische Leitung des Jugendzentrums, und Daniel Bertelsbeck nach einem Rundgang durch die Räumlichkeiten über die Aktivitäten des Jugendzentrums informieren.
Wer war Karl Schiewerling?
Schiewerling stand für die immer seltener werdende Spezies eines CDU-Politikers, der aus der kirchlichen Verbandsarbeit kommt. Der 1951 in Essen geborene Sohn eines christlichen Gewerkschafters war nach der Ausbildung zum Industriekaufmann zunächst von 1970 bis 1973 bei der Mannesmann-Röhrenwerke AG tätig. Anschließend durchlief er den Kosmos katholischer Verbände: als Sekretär beim Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend und zuletzt beim Kolpingwerk im Bistum Münster.
Den NRW-Landesverband des Sozialwerks leitete er von 2002 bis 2017 im Ehrenamt. 2005 zog der Nottulner erstmals als Direktkandidat aus dem Kreis Coesfeld und Teilen des Kreises Steinfurt in den Bundestag ein. Er blieb mit hohen Prozentwerten gewählter MdB bis 2017. Bis zuletzt gehörte er dem Bundesvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) an. Die Arbeits- und Sozialpolitik wurde schnell zum Schwerpunkt, spätestens in dem Moment, als er 2009 zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Arbeit und Soziales“ seiner Fraktion gewählt wurde.
Bei der Rente plädierte der Sozialexperte – der auch die Rentenkommission der Bundesregierung leitete - für Realismus: Das Rentensystem könne angesichts der wachsenden Zahl von Empfängern nur funktionieren, wenn die Wirtschaftsleistung stimme. Die schrittweise Anhebung des Eintrittsalters auf 67 Jahre verteidigt er. Ob sich aus der weiter steigenden Lebenserwartung eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre ergeben könnte, ließ er offen.
Schiewerling setzt eher auf flexiblere Übergänge in den Ruhestand - Stichwort Teilrente und Flexirente. Menschenwürde, Subsidiarität und Solidarität sieht er als Leitplanken des Sozialsystems: Jeder müsse bereit sein, das zu tun, was er kann. Aber wer Hilfe brauche, solle sie auch bekommen. Daher setzte er sich für Modellprojekte für arbeitslose Jugendliche im Kreis Coesfeld erfolgreich beim Bundesarbeitsministerium ein. Viel zu früh im Alter von 69 Jahren, am 28. Februar 2021, verstarb er.