Im Rahmen der CDA-Sommertour gastierten der CDU-Landtagsabgeordnete Wilhelm Korth, Vertreter des CDA-Stadtverbandes und des Bezirksverbandes Münsterland beim Unternehmen Westfleisch am Standort Coesfeld.
Johannes Bayer, Leiter des Westfleisch-Centers am Standort in Coesfeld, und Martina Oetjen, Leiterin des Konzern-Qualitätsmanagements und des Veterinärwesens, gaben einen umfassenden Einblick über ihr Engagement im Bereich der Unterstützung ihrer Arbeitnehmer und über die zunehmende Problematik des Fachkräftemangels in ihrem Betrieb. Zudem wurden aktuelle Themen rund um den Konflikt der Vermarktung von Lebensmitteln unter ungleichen Wettbewerbsbedingungen in der EU diskutiert.
Bayer berichtete von umfangreichen Investitionsmaßnahmen, die auf dem Betriebsgelände geplant sind. „Unser Betrieb wächst seit Jahren, wodurch das Betriebsgelände nun flächendeckend ausgereizt ist. Die Maßnahmen stehen ganz unter der Zielsetzung der Qualitätssteigerung und der Verbesserung der Produktionsbedingungen – eine Vergrößerung der Schlachtkapazität soll nicht entstehen.“ Dies sei auch besonders von der Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Region und vom Fleischkonsum der Verbraucher abhängig. Zum Ende des Jahres soll das neu gebaute Kühllager mit einer Kapazität von 8900 Schweinen eröffnet werden. Zudem sollen Biofilter zur Abluftreinigung eingesetzt werden und weitere Baumaßnahmen erfolgen, um die entstehenden Emissionen zu reduzieren.
Westfleisch produziert hauptsächlich für den deutschen Markt – rund 66 Prozent der Erzeugnisse werden von deutschen Verbrauchern konsumiert. Der größte Exportanteil setzt sich aus den Teilen des Tieres zusammen, die an den europäischen Märkten nur kaum nachgefragt werden. Martina Oetjen berichtete von den zunehmenden Absatzschwierigkeiten von tierischen Produkten aufgrund des hohen Preisdrucks auf den Märkten. Sie unterstrich besonders den Konflikt einer hochwertigen Produktion, die den gesetzlichen Richtlinien und den hohen Qualitätsstandards des Unternehmens entsprechen, mit der Nachfrage des Verbrauchers nach günstigem Fleisch. Somit wird auch die zunehmende Umsetzung des Tierwohlsiegels vom Unternehmen befürwortet, jedoch ist die flächendeckende Einführung nur schwer machbar, so Oetjen. Daher wird im Bereich des Lebensmittelhandels größtenteils auf günstigere Anbieter aus Drittländern zurückgegriffen, die unter geringeren Standards Produkte herabsetzender produzieren können, wodurch für Westfleisch ein eindeutiger und schwerwiegender Wettbewerbsnachteil besteht.
Das Thema Corona wurde während der Pandemie sehr strikt seitens der Unternehmensleitung behandelt. Es wurde in kürzester Zeit ein umfangreiches Hygienekonzept für den Betrieb erstellt, welches ebenfalls die tägliche Testung jedes Mitarbeiters vor Dienstantritt beinhaltete. Dadurch konnte bisher keine Infektion am Arbeitsplatz festgestellt werden. Auch wenn durch private Veranstaltungen der Mitarbeiter die Inzidenz im Betrieb temporär deutlich gestiegen ist, konnte der Betrieb nach 1,5 Wochen wieder vollständig aufgrund der strengen Hygieneregelungen aufgenommen werden. Weiterhin hat Westfleisch ein eigenes Impfzentrum erstellt, wodurch 70 Prozent der Mitarbeiter bereits geimpft sind.
Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Afrikanische Schweinepest haben das Unternehmen in diesem Jahr sehr stark gefordert. Da ASP bereits bei Hausschweinen in Brandenburg festgestellt wurde und im vergangenen Jahr bereits temporäre Einfuhrsperren von SN-Fleisch in diverse Exportländer ausgehangen wurden, kritisiert Westfleisch den politischen Umgang mit der ernstzunehmenden Tierseuche. Es sollen praxisnahe Lösungen und Schutzmaßnahmen getroffen werden, die den Umgang für die Landwirte und Unternehmen eindeutig regeln.
Weiterhin stellte der Betriebsratsvorsitzende Ferdinand Roling die gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern dar, die zu einem großen Anteil aus dem Ausland stammen. Dennoch ist auch bei Westfleisch der Fachkräftemangel spürbar, wie auch die zunehmend schwierigere Akquise ausländischer Arbeitskräfte in Verbindung mit einer hohen Fluktuation. „Wir verfolgen das Ziel unsere Mitarbeiter und ihre Familien bestmöglich zu integrieren“, betonte Martina Oetjen. Daher bietet Westfleisch umfassende Bildungs- und Schulungsangebote an, sowie zahlreiche vollausgestattete Werkswohnungen in familienfreundlichen Wohngegenden. Zudem stellte das Unternehmen im letzten Jahr die bestehenden Werksverträge in tarifvertragliche Verträge um. Insgesamt sei das Problem die fehlende Wertschätzung und der zunehmende Verruf der gesamten Branche, wodurch traditionelle Berufe wie Fleischer und Metzger trotz guter Bezahlung nicht mehr erlernt werden wollen.